Seit einem dreiviertel Jahr war der Wochenendtrip nach Amsterdam geplant – da konnte uns auch das Wetter nicht abhalten. Dann ist der Zug nämlich voll von Männergruppen um die 30, die sich lautstark mit ihren Erlebnissen im Rotlichtbezirk brüsten.
„Kalle“ hinter mir hatte außerdem etwas Probleme mit dem schwankenden Zug und konnte sich nur mühsam zusammen reißen, sein gerade erst verzehrtes Albert Heijn-Sandwich bei sich zu behalten. Nach 15 Minuten schliefen alle, wodurch zwar der Lärmpegel sank, die olfaktorische Präsenz aber blieb. Wer – wie ich – daran verzweifelt, aus dem normalen Automaten ein Ticket zu bekommen, dem sei das weiße Häuschen gegenüber vom Hauptbahnhof empfohlen. Amsterdam hat davon genug zu bieten, ob Sex, Tassen, Handtaschen, Katzen oder Käse – alles bekommt ein Museum.
Vor dem Anne Frank-Haus und dem Rembrandthaus sind die Schlangen so lang, dass man mit einer anständigen Wartezeit rechnen muss. Nun ist ein kleines Museum in dem Haus, welches zeigt, wie Abraham und Louisa Willet dort im 19. Jahrhundert gewohnt haben. Hier findet man den königlichen Palast, die Nieuwe Kerk, in der Willem und Maxima gekrönt wurden, das Nationalmonument und das Hotel Krasnapolsky. Neben dem American Book Centre und einem Antiquariat findet Freitags ein Bücherflohmarkt statt.
Außerdem den Laden der wunderbaren (Taschen)Designerin Hester van Eeghen. Ganz nebenbei erfährt man bei so einer Fahrt auch, dass jährlich 15.000 Fahrräder und 60 Leichen aus den Grachten gefischt werden.
Hier arbeiten nicht nur Leute, die offensichtlich Spaß an ihrem Job haben, sondern hier gibt es auch hervorragenden Käse. Antoine und Jules haben ein denkmalgeschütztes Haus im bo-bo (bohemian und bourgoise) Viertel in der Nähe des Frederiksplein eigenständig und mit sehr viel Liebe zum Detail in ein Gästehaus mit zwei Zimmern verwandelt.
Amsterdam ist eine Reise wert und trumpft mit einer Vielfalt von Fahrrädern, Grachten, netten Cafés und jeder Menge Shopping-Möglichkeiten auf.

















