Ein verlängerter Teil des Hauses und Rückzugsort, wo wir entspannt der Natur nachspüren können – gestaltet nach dem Geschmack seiner Bewohner. Zum Glück lassen sich sogar Handtuchgrundstücke in Garten-Oasen verwandeln, weiß von Hoerschelmann, der einst Landschaftsplanung an der Uni Kassel studiert hat. „Misstöne fallen im kleinen Garten viel stärker auf“, sagt der Gartenkomponist und erklärt im Gespräch, wie selbst ein Minigrundstück unverwechselbar wird.
Statt blickdichter Wände setzt man auf Gestaltungselemente wie Pflanzen, Steine und Wasser – je nach Topografie. Stufen zum Beispiel sind ja im Prinzip sehr niedrige Wände und markieren ganz subtil Räume. Grüne Oase auf 90 Quadratmetern: Kiespfade zwischen den Beeten laden zum Entdecken ein, Hainbuchen bilden den Rahmen.
„Vergrößern durch Verkleinern“ heißt: Gerade kleine Gärten, die viel weniger Platz für „Räume“ haben, profitieren von einer klugen räumlichen Aufteilung, weil sie dadurch größer wirken. Wenn ich also ein üppiges Beet am Haus habe und ein solches auch am Ende des Gartens, sollte es zwischendurch mal eine Pause geben.
Ganz Mutige verstehen auch, dass die Terrasse nicht zwangsläufig am Haus kleben muss und freuen sich später, mitten im Grünen zu sitzen.
Handtuchgarten klingt erst mal beliebig, aber auch dort gibt es eine Nachbarschaft, eine Hochbauarchitektur, eine Himmelsausrichtung, Baumbestand, Bodenbeschaffenheit und Geländeform sowie die Wünsche der Bewohner: Daraus entsteht ein Grundthema: Gräser oder Blüten? Wenn ich dann hinten im Garten daneben sitze und zum Haus blicke, habe ich im wahrsten Sinn des Wortes einen Perspektivwechsel. Etwas, dass nicht aufwendig „sauber“ gehalten werden muss, sondern dem Flechten, Moose und Fugengrün gut zu Gesicht stehen.
Es reicht schon ein Sprudelstein, der uns dieses magische Element näher bringt: Es gluckst und plätschert, die Sonnenstrahlen brechen sich darin, Insekten kommen zum Trinken, Vögel zum Baden. Oft fehlt es den Grundstücksbesitzern schlicht an Vorstellungskraft, wie dieses öde Schmalspurgrün in einen sinnvoll bepflanzten Wohlfühlort umgewandelt werden könnte.
Diplom-Biologin Ulrike Aufderheide liefert eine Fülle klug durchdachter Gestaltungskonzepte zum Nachgärtnern für ganz unterschiedliche Problemgrundstücke – Pflanzenlisten und Gartenpläne inklusive. Wir lernen, wie Grundstücksgrenzen „verundeutlicht“ und Diagonalen betont werden, um Weite zu simulieren und selbst kleinste Winkel liebevoll hergerichtet werden können.
Wenn ein Beet aus wenigen, unkomplizierten Staudenarten besteht, die in üppiger Menge gepflanzt sind, wirken kleine Gärten großzügiger und die Pflege ist auch für Laien machbar. Da funktioniert eine Monokultur aus einem Ziergras genauso gut wie eine bunte Blütenmatrix – gerade bei geringen Pflanzenkenntnissen empfiehlt sich eine Kombination aus wenigen konkurrenzstarken Stauden, dann kann mit der Pflege nicht allzu viel schief gehen.
Das Gehölz muss eine Staudenunterpflanzung ermöglichen, darf also keine Äste kurz über dem Boden haben und sollte seinen typischen Habitus entwickeln dürfen. Felsenbirnen etwa kann man wunderbar zu lockeren Schirmen erziehen und auch in Höhe und Breite durch Schnitt gut kontrollieren. Wenn es schnell dicht werden soll, sind auch „Opferpflanzen“ denkbar, die erst Masse geben, aber nach ein paar Jahren Platz für das machen, was man eigentlich möchte.
Ein Wasserstein am Kiesweg steckt voller Magie: Tropfen glitzern im Licht, Vögel kommen zum Baden, Insekten zum Trinken.
Der Faktor Zeit wird von den meisten Laien (und leider auch etlichen Kollegen) völlig außer Acht gelassen. Der Effekt: Genau dort, wo weniger sein sollte, wächst durch diese falsche Pflege noch mehr, alles gerät außer Form und am Ende sind die Gartenbesitzer frustriert.
Apfelbäume sind sowieso klasse, weil sie nicht riesig werden, schön blühen und Früchte geben.




