Andreas Sauerlacher hat so eine Variante des urbanen Paradieses auf dem eigenen Dach. Diese Erfahrung machte Sauerlacher gleich zu Beginn seiner Dachterrassenzeit vor rund 17 Jahren. Für seine grünen Mitbewohner ging es vom schattigen Nordseiten-Innenhof hoch aufs Sonnendeck. Denn es gibt einige Gewächse, denen die starke Sonneneinstrahlung und Temperaturen von bisweilen über 40 Grad Celsius nichts ausmachen. Ein Schlupfloch in einen Zustand ohne Raum und Zeit über den Dächern seiner Stadt. Die Kübel sind in Stufen angeordnet, sodass die oberen Pflanzen den unteren mit ihrem Laub Schatten spenden.
So findet man unter Funkien und Buchs zu gegebener Zeit sogar Erdbeeren. „Die sahen so elend aus in der Gartenhandlung, da musste ich sie mitnehmen.“ Sie danken es ihm jährlich mit leckeren Früchten und kleinen Ablegern.
Durchsetzt allerdings mit roten oder türkisen Farbknallern.“ Die kommen von asiatischen Papierschirmen, die, obwohl reines Naturprodukt, sogar Nässe aushalten und deshalb zum festen Inventar des Sommerzimmers gehören.
Deshalb quillt die Euphorbia im Sommer üppig aus einem alten, brüchigen Topf, nicht aus herkömmlicher Kunststoffware.
Die zarten, winzigen, weißen Blüten der saisonalen Pflanze treten in so großer Zahl auf, dass sie an Schaum erinnern. Wegen der Algenbildung im Terrakotta-Teich schaffte Sauerlacher auf den Rat eines Kollegen hin sechs Wasserschnecken an.
„Ich dachte mit den sechs Posthornschnecken ist in dem kleinen Becken bestimmt mords was los“, so Sauerlacher. Für Sauerlacher ist es jährlich Anlass für ein Glas Champagner, wenn sich im Frühjahr die Natur wieder ihren Weg bahnt und Räume entstehen. Man findet schon ein paar riesige Exemplare aus Italien auf den 40 Quadratmetern Dachterrasse. Da wäre jetzt nur noch die Frage, was im Winter auf dem Sauerlacher‘schen Dach passiert. „Außerdem sieht es dann bis April blöd aus.“ Aber jetzt ist erst mal Frühling – also Zeit für Neues auf dem Dach! Dabei übernimmt sie sinnbildlich die Rolle des Mülleimers im Aquarium und weidet Algen, abgestorbene Pflanzenteile und anderen Unrat im Nass zuverlässig ab.
Und um sich zur regelrechten Plage zu entwickeln, müsste das Wasser ohnehin derart verschmutzt sein, dass die Schnecke das kleinste Übel wäre.
